Abschlussbericht
Von Günter Preuß, Öffentlichkeitsarbeit SK Vellmar
8. Vellmarer Schachtage
vom 28. 07. bis 31. 07. 2016
Ein wunderbares Schachsport-Fest mit ganz eigenem Charakter
die Bretter warten
Noch ist „Ruhe im Karton“ in Vellmars Turnierhalle, aber alles ist bereit für die 8. VST.....
das bekannte Bild der Mehrzweckhalle
…..und wenig später war es dann soweit: Mit neuen Rekord-Teilnehmerzahlen ging es in die
- Runde, mit der A- und B-Gruppe in der großen Halle....
das Vestibül
…..und der C-Gruppe im Vestibül. Rechts ist knapp der ca. 5 m lange Paravent zu sehen,
der die C-Gruppe zum Eingangsbereich hin abschirmt.
Für die Turnierteilnehmer und das Betreuer-Team des SK Vellmar war es sicher wieder eine anstrengende Angelegenheit (da sage ja keiner, Schachspiel sei kein Sport !). Trotz allem - erstaunlich, wie schnell vier Turniertage an allen Beteiligten vorbeirauschten. Dabei waren die Schachtage 2016 selbst nur das Endergebnis einer langen Vorbereitung, die sich nahezu über ein ganzes Jahr erstreckte. Dass jede Menge Arbeit drin steckte, braucht man eigentlich nicht extra zu erwähnen. Die vier Schachtage gipfelten dann nochmals in einem vielfachen Arbeitsaufwand, der dem Veranstalter-Team des SK Vellmar so ziemlich alles abverlangte. Aber gerade diese intensive Vorbereitung und Organisation mit einem voll motivierten Mitarbeiter-Team machte den Unterschied aus. Und das nahezu alles klappte, war eine totale Bestätigung für alle aufgewendete Mühe und allen vergossenen Schweiss, gleichzeitig auch Motivation für kommende Schachsport-Ereignisse.
Für nordhessische (und Vellmarer) Verhältnisse waren die 8. Schachtage der absolute Saisonhöhepunkt mit dem gelungenen Vorstoß in neue Dimensionen, und das nicht nur wegen neuen Rekord-Teilnehmerzahlen.
Betrachtet man zum Vergleich z.B. die 1. Schachtage 2009, damals noch in der Kulturhalle Niedervellmar. Das war ein recht bescheidener Beginn, wie fast immer, wenn etwas Neues ins Leben gerufen wird. Inzwischen hat sich das Schach-Fest in Vellmar gemausert zum aktuell größten hessischen Open-Turnier, wie man im „Newsletter Hessenschach 16. 07. 2016 von Hans D. Post“ nachlesen konnte !
Technik und Spielmaterial
Spitzentechnik
Leinwand mit aktueller Übertragung von je sechs Spitzenpartien in jeder Runde – hier im Turniersaal und im Aufenthaltsraum, und.....Internet-Online-Übertragung der Partien über chess24 .
Die technischen Neuheiten und Verbesserungen hatten vor allem Olly Koeller und Helmut Schumacher in die Wege geleitet. Beide haben direkte Drähte zu allen möglichen wichtigen Schachleuten und Firmen, die solche Dinge leisten können
und Spitzentechniker
links Olly Koeller , rechts Helmut Schumacher und Felix Kleinschmidt
PC-Ausstattung vom Feinsten: Das war auch erforderlich für die zahlreich geführten Auswertungslisten, Tabellen, Runden-Paarungen, Partien-Übertragungen usw.
Reichlich Informationen also für alle wissensdurstig interessierten Turnierkämpfer.
neue Bestuhlung und neues Spielmaterial
bequemer Sitzkomfort an acht Spitzenbrettern auf der Bühne. Das waren keine Stühle mehr, sondern gepolsterte, verstellbare Sessel ! Und durchaus mit einem gefährlichen Einschlaf-Potential versehen.
an sämtlichen Brettern moderne Digitaluhren, eigens gedruckte Partie-Formulare und Turnierbretter samt Holzfiguren
Unterstützung ist willkommen
gesponsort von der Fa. CHESSWARE
…..die auch mit einem umfangreichen Angebot an Schachbüchern und vielerlei anderen Schach-Artikeln in der Mehrzweckhalle vertreten war.
Der Anmeldebereich
Hier geht es zur Turnier-Anmeldung. Helmut Strutzke und Gero Mahr vergleichen alles mit den Listen. Da muss Ordnung drin sein, sonst geht es drunter und drüber....
Hier stehen gerade zwei gebräunte Anmelder, die offensichtlich kein Solarium mehr brauchen. Es handelt sich um Schachfreunde aus Indien. Der Jüngere wird später für Aufsehen sorgen !
Damit sind wir wie bestellt bei den „Internationalen Schachtagen“ gelandet.
(mit Humor gesehen)
So viel Internationalität wie diesmal gab es noch bei keinem der sieben Vorläufer-Turniere ! Nahezu ganz Europa (gut, ist leicht übertrieben) war wieder vertreten, mitsamt den Stammgästen aus den Niederlanden (3), Dänemark (3), dazu Israel (1), Ostfriesland (nächstes Mal), Bayern (verschobene Landesgrenzen). Da fehlte ggf. noch Andorra und/oder Liechtenstein (haben beide Interesse bekundet). Und als Top-Glanzpunkt - man lese und staune - war inzwischen auch Asien fast komplett dabei. Nachdem bereits im Vorjahr eine Schach-Gruppe (6) aus China erfolgreich mitspielte, hatte sich diesmal die Anzahl der chinesischen Teilnehmer bereits auf acht erhöht (wenn sich die Mund-zu-Mund-Werbung für die VST in China so fortsetzen sollte, muss demnächst eine größere Turnierhalle gemietet werden !) Und dazu, sozusagen als Gegenpol im Machtkampf um die asiatische Klötzchenchieber-Vorherrschaft, ein 14-jähriges Talent aus Indien – der bereits erwähnte Madhan Barath, derzeit mit seinen Eltern in Berlin wohnend. Was fehlte da, grob gesehen, aus Asien noch für die kommenden VST ? Ggf. Tamilistan und Kamtschatka, dann blieben da weltweit nur noch Südamerika und/oder Grön-/Is-/Lapp-/Feuer-/Neuseeland als Wunschkandidaten offen. Leider sind die langen Reisewege und der Zeitunterschied entscheidende Hindernisse. Eventuelle Teilnehmer hätten größte Probleme mit dem Jetlag und würden vermutlich alle Partien nach Zeit verlieren, da sie immer die Uhr zu spät (oder zu früh ?) drücken.
Superkontinent Asien mit
Indien
Madhan Barath, 14 Jahre, Bildmitte, und seine Eltern. Madhan spielte in der A-Gruppe und hätte bei einem Simultan-Versuchsballon zweifellos zu Null gg. die China-Gruppe gespielt. Haben wir vielleicht einen der tausend möglichen Nachfolger für Ex-Weltmeister Vishy Anand gsehen ?
China
Die China-Gruppe mit Betreuerinnen. Im Bild fehlen die beiden stärksten Teilnehmer aus der A-Gruppe: Linlin Ding und Zhuoran Cai . Beide chinesischen A-Gruppen-Spieler waren allerdings nicht so stark wie im Vorjahr WIM Ting You.
Unmittelbar vor Turnierbeginn
Eine angemeldete Gruppe starker osteuropäischer Titelträger blieb leider fern. Ursache war eine Termin-Überschneidung, die kurzfristig nicht besser geregelt werden konnte.
Neue Rekord-Teilnehmerzahl bei den 8. VST !
Abzüglich der zurückgepfiffenen osteuropäischen Titelträger, die man gerne als
Teilnehmer gesehen hätte, traten in den drei Turniergruppen A B C 266 TeilnehmerInnen an !!!
Und dabei hatten die Turnier-Organisatoren 14 Tage vor Beginn einen Anmelde-Stopp für die A- und B-Gruppe ausgesprochen, da befürchtet wurde, dass die Mehrzweckhalle Frommershausen nicht ausreichen würde. Wie sich später zeigte, hätte die Halle problemlos mehr als 300 TeilnehmerInnen Platz geboten ! Aber das sollte man in der Tat gemächlich angehen, denn dem Mitarbeiter-Team des SK Vellmar sind auch Belastungsgrenzen gesetzt. Noch weiter steigende Zahlen werden vielleicht die Zukunftsperspektive kommender Turniere sein.
Langsam ging es an's Eingemachte : Aber noch nicht so ganz.....
… denn Frank Gundlach hatte noch ein besonderes Bonbon aus dem Zylinder gezaubert. Zur Einstimmung auf das Turnier wurde der Hamburger GM Dr. Karsten Müller für ein Endspiel-Seminar gewonnen. Der Großmeister war bereits mehrmals in Kassel zu Gast, ebenfalls engagiert für Endspiel-Seminare bei dem Kasseler SK, speziell für die Jugend-Nachwuchsarbeit.
Ein gelungener Auftakt: Ein Großmeister bei der Seminar-Arbeit
Großmeister Dr. Karsten Müller, ein weltweit anerkannter Endspiel-Experte, mit seinem Laptop - einem unentbehrlichen Arbeitsgerät für interessante Seminar-Gestaltung
die Materie ist sehr komplex....Dr. Karsten Müller aber kennt alles in- und auswendig
….seine besondere Spezialität sind die komplizierten Turm/Bauern-Endspiele. Darüber hinaus natürlich auch Endspiele aller anderen Art, wie hier in der Turnierhalle. Er begann mit dem seltenen aber ebenfalls komplizierten Thema: Matt setzen mit Läufer und Springer. Daran hatten sich in der Vergangenheit schon einige MeisterspielerInnen die Zähne ausgebissen. Jeder ambitionierte Schachspieler sollte daher dieses Endspiel unbedingt kennen. Unten rechts - eine Ausgangsstellung auf der Leinwand mit der schrittweisen Weiterentwicklung, die präzises Spiel bis zum gewünschten Erfolg erfordert.
Endspiel-Buchautor und CD-Produzent
Der Großmeister ist Autor einer Reihe von Endspiel-Büchern und hat in enger Zusammenarbeit mit der bekannten Hamburger Schach-Firma Chessbase zahlreiche Endspiel-CD's herausgebracht.
für alle Unklarheiten bei den Seminar-Teinehmern gerüstet
Dr. Karsten Müller wurde mit zahlreichen Fragen der Teilnehmer überhäuft, die er natürlich alle fundiert beantwortete. Das Seminar erstreckte sich über 4 Stunden, den TeilnehmerInnen wurde hohe Konzentration abverlangt. Schließlich wollten Alle möglichst viel Endspielwissen für die eigene Spielpraxis mitnehmen.
Turnierbedingungen
Traditionsgemäß wurden an vier Tagen insgesamt sieben Turnier-Runden Schweizer System gespielt. Das ist ein üblicher Modus, der sich längst bewährt hat.
A- und B-Gruppe:
90 Minuten für 40 Züge, danach 30 Minuten für den Partie-Rest, plus Zeitzugabe von 30 Sekunden je Zug.
C-Gruppe:
90 Minuten je Spieler für die gesamte Partie.
Zu den Turnierbedingungen zählte natürlich auch das Wetter, das bekanntlich großen Einfluss auf den konditionellen Zustand der Brettkämpfer hat. Bei Vellmar-Turnieren der letzten Jahre waren mehrfach echt harte Hitze-Bedingungen im Spiel. Diesmal verlief diesbezüglich nahezu alles zufriedenstellend - normale Sommertemperaturen gemischt mit gelegentlichen Regenschauern, die Abkühlung brachten. Viel trinken war dennoch angesagt, das beherzigten auch alle Teilnehmer. Der Getränkeverbrauch war beachtlich hoch, aber darauf war das Vellmarer Versorgungsteam wie immer bestens vorbereitet.
Trotz insgesamt hoher Gästezahlen:
Die Versorgung war jederzeit hervorragend gesichert.
Genau so war es richtig:
viel Flüssigkeit hielt Kondition und Konzentration hoch !
Nur zwei Beispiele für die Küchenangebote, die insgesamt erheblich vielseitiger waren. In der Küche herrschte Hochbetrieb wie in einem 4-Sterne-Hotel !
Bezüglich Verpflegung der TeilnehmerInnen samt Begleitpersonen an den vier Turniertagen wurden ebenfalls neue Qualitäts- und Quantitätsrekorde aufgestellt: So gut, reichhaltig und vielseitig waren die Angebote noch nie, dazu wie immer zu sehr
moderaten Preisen. Dickes Lob und Anerkennung hatten sich alle Mitarbeiter des Versorgungsteams dafür haushoch verdient !
Pünktlich um 18.00 Uhr:
Begrüßungsansprache unmittelbar vor Turnierbeginn
Vellmars Erster Stadtrat Hans-Georg Trust, in Vertretung des Vellmarer Bürgermeisters, und Frank Gundlach, Vorsitzender des SK Vellmar, begrüßten alle Gäste herzlich, wünschten allen Beteiligten für vier Turniertage mit sieben Runden gutes Gelingen und gaben die Bretter zur 1. Runde frei !
Das A-Turnier - 110 TeilnehmerInnen
Bunt gemischt ging es zu : Von Meisterspielern, ambitioniert angehenden Meister-
spielern, bis Frauen, Mädchen, Senioren und Junioren war alles vertreten. Der Internationale Turnier-Charakter wurde bereits eingehend angesprochen. Auffallend viele TeilnehmerInnen der B-Gruppen aus den Vorjahren hatten sich diesmal für die schwerere Herausforderung im A-Open entschieden. Das galt besonders für die jungen und ehrgeizigen TeilnehmerInnen. Der Grund war klar: Man wollte sich im Kampf gg. stärkere Kontrahenten schachsportlich weiterentwickeln und verbessern. Insgesamt waren sehr viele TeilnehmerInnen zum ersten Mal dabei (das galt auch für die B- und C-Gruppe), ein klares Verdienst der intensiven Vorbereitung – die Vellmarer Schachtage genießen inzwischen einen sehr guten Ruf, das war deutlich wahrzunehmen ! Auch wenn mehrere langjährige „Stammgäste“ diesmal nicht dabei sein konnten, weil andere Verpflichtungen im Wege standen.
Titelträger
Im Spitzenbereich beteiligten sich diesmal leider nur drei Titelträger. Zwei FIDE-Meister waren dabei – mit FM Jobst Rüberg (SV Ahlen) ein älterer aber sehr kampfstarker Senior, und der neben FM Uwe Kersten einzige nordhessische Titelträger FM Makan Rafiee (Kasseler SK). Ein leistungshungrig-aufstrebender junger Mann, bei dem die Verleihung des IM-Titels nur noch eine kurzfristige Frage sein dürfte.
An der Spitze bewegte sich mit Viesturs Meijers ein sehr bekannter Großmeister
aus Lettland (Nickelhütte Aue, 2. BL), der bei rastlos vielen Turnierteilnahmen schon sehr erfolgreich war. Als Einziger seiner Zunft drückte er den 8. VST seinen ganz persönlichen Stempel auf.
Die Anmeldung einer Reihe weiterer starker osteuropäischer Titelträger wurde kurzfristig storniert. Darunter litt leider die Qualität des A-Turniers, Viesturs Meijers fehlte bei seinem Durchmarsch die starke Konkurrenz !
Blick auf Turniersaal und Bühne im Hintergrund
Im Vordergrund sitzend und nach oben blickend – mehrere Spieler betrachten die Partien-Bildübertragung. Die Bühne stand von Beginn an im Blickpunkt, klar, dort kämpften ab der 3. Runde die besten SpielerInnen. In Runde 1 und 2 waren noch schwächere Gegner zugelost, die aber allesamt keinen „Knüller“ schafften, weil die Meister zu stark waren.
David Halt und Olaf Papst
David Halt (Kasseler SK) und Olaf Papst (SF Korbach) spielten beide das A-Turnier mit und hielten bis zum Schluss durch – eine unglaubliche Energieleistung !
Bei aller euphorischen Begeisterung sollten wir die Menschen nicht vergessen, die vom Leben hart gezeichnet wurden. Zahlreiche körperliche Gebrechen zwingen sie in den Rollstuhl, ohne Beistand von Angehörigen sind sie nahezu hilflos. Aber geistig sind sie noch sehr agil, und das Schachspiel ist für sie eine wunderbare Möglichkeit, selbst in ihrem gebrechlichen Zustand am normalen Leben teilhaben zu können.
5. Runde: Tom George links, GM Viesturs Meijers rechts
Im direkten Duell der beiden Spitzenreiter riss die dahin makellose Erfolgsserie von Tom George.
6. Platz: Tom George (SG Stadtilm) 5,0/ 7 Punkte
Tom George begann das Turnier sehr stark, mit 4,0 P lag er nach vier Runden, zusammen mit dem Favoriten GM Viesturs Meijers, gleichauf an der Spitze. In den letzten drei Runden schaffte er zwar noch einen vollen Punkt, aber er musste auch zwei Niederlagen einstecken, eine davon gg. Viesturs Meijers in der 5. Runde. Dank seiner besseren Feinwertung erreichte er noch die Preisgeldränge – vor dem unglücklich agierenden FM Makan Rafiee, ebenfalls 5,0/7 P auf Platz 7.
Die schwebenden Hände, was ziehe ich – oder doch noch nicht ?
Dieses Bild ist bei Schachspielern am Brett recht häufig zu sehen. Zweifelnde Unent-schlossenheit lässt die Spielerhände reichlich lang über dem Brett kreisen, oder erstarrt über einer Zielfigur verharren. Welche Figur wohin ziehen, Abtauschen oder besser nicht, Angreifen oder noch nicht, den zweiten Zug vor dem ersten ? Schach ist ein Spiel der ständigen Entscheidungszwänge, hoffentlich passieren die „Gurken“ auf der anderen Tischseite.
Das muss alles ultimativ entschieden werden !
Die Synapsen arbeiten deutlich sichtbar im höchsten Drehzahlbereich.
Wäre ich bloß noch schnell zur Toilette gegangen. Neiiin... jetzt ist es zu spät, berührt – geführt ! Oder hat er es vielleicht nicht gesehen ?
5. Platz: FM Jobst Rüberg (SV Ahlen) 5,5/7 Punkte
FM Jobst Rüberg
Man spürte sehr genau, hier war nicht nur ein starker Titelträger am Werk, sondern ein versierter „Mattenfuchs“, der in jeder Turnierphase ganz genau wusste, worauf es ankam. So vermied er u.a. auch die Begegnung mit GM V. Meijers. Wie er mit unauffällig sicherem Spiel Punkte sammelte, das eine oder andere Remis einstreute, und erst spät auf die Bühne gelangte – dabei aber punktemäßig immer hautnahen Kontakt zur Spitze hielt: Das war eine taktische Meisterleistung ! In der 6. und 7. Runde schnürte FM Jobst Rüberg dann sein Punkte-Päckchen zu. Wie nebenbei – Jobst Rüberg war einer von nur vier Spielern der A-Gruppe, der ohne Niederlage blieb.
4. Platz: Markus Boos (SF Vonkeln) 5,5/7 Punkte
7. Runde, Markus Boos (links) - FM Makan Rafiee 1:0
Es ging um einen Platz in den Preisgeld-Rängen. Makan ist ein sehr starker Spieler, der z.Z. aber leichte Formschwächen zu haben schien. Mit seiner hohen ELO-Zahl war Makan seinem Gegner zwar deutlich überlegen, aber was heisst das schon: „Auf'm Brett is Tacheles !“
Markus Boos begann wenig erfolgversprechend. In den ersten fünf Runden gab er 1,5 Punkte ab, hatte elf Konkurrenten mit besserer Punktzahl vor der Nase, und schien „weg vom Fenster“ zu sein. Aber...er hatte sich seine Energie für den Schluss-Spurt aufgehoben, gewann die Runden 6 und 7 - das bedeutete Platz 4. Ein schöner Erfolg für ihn !
Wie beim „Händeschweben“ -
auch die geschlossenen Augen sieht man häufig am Brett.
War der Schlaf zwischen den Runden zu kurz und albtraumartig ?
dösen oder nicht dösen, das ist hier die Frage.
Nichts davon, geschlossene Augen sind Ausdruck höchster Konzentration. Die richtigen „Gucker“ werden durch nichts abgelenkt, am inneren Auge zieht die Variantenberechnung vorbei bis zum Entschluss ! Was trotz allem aber nicht heissen soll, dass „echte Penner“ nicht doch am Brett einschlafen....und das bis zum vernehmlichen Schnarchen, ohne jegliche Variantenberechnung ! Bei welchem aktiven Sport (ausser Schach) wird das schon geboten ?
Was ist das denn ?
Nicht doch, Fingernägel kauen war mal...,
aber jetzt sind wir fast erwachsen, oder überhaupt noch nicht ?
das war einmal, heute streng verpönt beim Schachsport:
Ein „kalter Nikotinknecht“ oder auch „mitteleuropäischer Trockenpaffer“ ...,
der seine Sucht noch kontrolliert hinter das Ohr stecken kann....oder trocken pafft ! Beide Erscheinungen sind Folgen eines angegriffenen Nervenkostüms. Wenn der Gegner attakiert....und die Nervenstränge im Spinal-Kanal zu flattern beginnen, muss man zu außergewöhnlichen Maßnahmen greifen.
3. Platz: Philipp Humburg (Kasseler SK) 5,5/7 Punkte
Mit seinem 3. Platz im A-Turnier wurde Philipp Humburg auch bester nordhessischer Teinehmer der 8. VST .
1. Runde - Philipp Humburg - Daniel Boerma
Zu Philipp gäbe es eine Menge positiver Dinge zu erzählen. Aus Platzgründen muss sich der Kiebitz aber auf ein 20-tel Volumen beschränken. Philipp Humburg ist seit mehreren Jahren Stammgast bei den VST. Auch schon, als er noch in Chemnitz wohnte und mit IM Roven Vogel gemeinsam im Siebenlehner Schachklub Mitglied war. Inzwischen ist er eine feste Größe beim Oberligaverein Kasseler SK und dazu Mathe-Student an der Uni Kassel. Das spürt man bei ihm ganz deutlich, von Jahr zu Jahr kann er mit der Geheimformel Pi x Daumen Varianten doppelt schnell berechnen und macht in VST-Tabellen Sprünge wie ein Distelfink....nach vorn natürlich ! Er muss einen super Mathe-Prof an der Uni haben. Den will er irgendwann beerben und sein Mathe-/Schachwissen an die noch Unbedarften weitergeben.
Es lief im Turnier super für Philipp. In den ersten sechs Runden gab er nur ein Remis ab, alles andere wurden überzeugende Pluspunkte. Dann kam das Finale...., die 7. Runde, zwangsläufig gg. den lettischen GM Viesturs Meijers, mit dem Philipp die Spitze teilte (beide 5,5/6 P). Philipp spielte mit Weiss, konnte er den Anzugsvorteil nutzen ? Ganz nah dran war Philipp am Turniersieg, aber es reichte diesmal noch nicht, der GM mit seiner Riesenerfahrung war einfach zu stark. Sein Punktekonto reichte, gegenüber den zwei Spielern mit gleicher Punktzahl, dank besserer Feinwertung zum klasse dritten Platz ! Gratulation Philipp, 2017 gelingt Dir der große Wurf !
Ein doppelter Schleswig-Holsteiner
(ist kein spezieller Schleswiger „Köhm-Klarer“ !)
Rechts im Bild: Dr. Lübeck aus Lübeck
War das der Anfang eines legendären Gedichts von Heinz Erhard, dem Reime-Zauberer vergangener Jahre ? Dr. Stephan Lübeck kam aus Lübeck, spielte in der A-Gruppe mit und überraschte bei der Anmeldung mit diesem Doppel-Moppel, der so auch nicht alle Tage vorkommt.
2. Platz Madhan Barath (Indien, SC Zugzwang 95 Berlin) 6,0/7 Punkte
Der Stellvertreter- Gigantenkampf zweier asiatischer Schachsport-Großmächte China gg. Indien
Ein unscheinbarer junger Mann aus Indien, mit seinen Eltern angekommen, 14 Jahre jung, mit einer eher noch unspektakulären ELO-Zahl unter zahlreichen gleichwerti-
gen Mitkonkurrenten: Das täuschte ganz gewaltig. Madhan Barath erinnerte in Alter, Statur und Spielstärke an den schon erwähnten IM Roven Vogel aus Dresden, 2014 ebenfalls gerade 14 Jahre jung, aber A-Gruppen-Turniersieger der VST ! Der ein Jahr später auch noch Jugend-Weltmeister U16 wurde. Man fragt sich, wie machen das diese jungen Burschen nur, so stark zu agieren ? Madhan Barath spielte einfach sein Können aus, verlor Runde vier gg. Tom George, und sammelte locker alles andere an Punkten ein, was es zu sammeln gab ! Kompromisslos – ohne Remis.
Auch den Gigantenkampf gg. Chinas beste Spielerin in der A-Gruppe, Linlin Ding
gewann er sehr überzeugend. Sie wurde von Madhan Barath so mächtig unter Druck gesetzt, dass sie keinerlei ausreichende Verteidigung mehr fand und konsterniert aufgab. Immerhin war für ihn ein wenig Glück im Spiel, dass ihm die Auslosung eine direkte Begegnung mit GM Viesturs Meijers ersparte. Aber was für ein Einstand bei den VST: Erstmals teilgenommen und alleiniger Zweiter geworden, mit nur einem halben Punkt Rückstand auf den Sieger. Gratulation auch an Madhan Barath, den man gern bei kommenden VST-Turnieren wieder begrüßen würde.
Er kommt herbei auf leisen Flügeln und macht sich breit an meinem Brett
Kiebitz-Rudel bei GM Viesturs Meijers - Lukas Buschle - 7. Runde
Kiebitz-Rudel bei Madhan Barath - Ding Linlin - 3. Runde
Ist die Bezeichnung „Rudel“ eigentlich korrekt, oder müsste es nicht treffender „Schar“ heißen ? Der Kiebitz (lat. Vanellus vanellus) ist bekanntlich ein neugieriger Vogel, der eigentlich ein Einzelgänger ist und keinesfalls im Rudel auftritt. Nicht so beim Schachspiel, dort fällt er häufig rudel- oder scharenweise ein, wo es in irgendeiner Weise interessant ist (oder werden könnte). Man möchte den Kiebitz aber kaum missen, er dient schon kilometerweit entfernt anderen Artgenossen als Leuchtturm.
….er labert viel, doch was er auskaut, ist selten – oder gar nicht nett !
1. Platz und Sieger der A-Gruppe:
GM Viesturs Meijers (Lettland, Nickelhütte Aue) 6,5/7 Punkte !
Der Großmeister (links) in der 1. Runde gg. Stephan Kobs
Viesturs Meijers, ein Kosmopolit, wie er im Buche steht. Er bereist die ganze Welt auf der Suche nach passenden Schach-Turnieren, oftmals auch in Begleitung seiner Ehefrau Inna Gaponenko, als IM auch ein stark spielenden Schach-Dame. Beide waren zuletzt, Anfang Juli, bei den Hess. Einzel-Blitzmeisterschaften im Kasseler Rathaus zu sehen. Dort blitzten sie mit und Inna Gaponenko wurde Zweite ! Trotzdem sind Beide keine Profis, die Spielstärke reicht für lukrative Turnier-Einla-
dungen nicht aus. So üben sie zum Lebensunterhalt ihre normalen Berufe aus und spielen nebenher noch in der 2. Bundesliga bei ESV Nickelhütte Aue.
In Vellmar war Viesturs Meijers als einziger GM deutlich Favorit. Und er wurde seiner Favoritenrolle natürlich auch gerecht. Es war ein Genuss, seinem Spiel zuzuschauen. Er zeigte den ELO-Unterschied zu seinen Konkurrenten auf, so leicht und locker, wie er seine Gegner überspielte. Warum schafft man so etwas nicht auch ?
Ein taktisches Remis gab der GM in der 6. Runde gg. FM Makan Rafiee ab, alle anderen Punkte sammelte er ein. Einen solch souveränen Eindruck wie Viesturs Meijers hinterließ wohl nur noch der Sieger von 2012, GM Maxim Turov, Russland.
Vielleicht sehen wir diesen sympatischen Sportsmann irgendwann bei den VST wieder. Gratulation an GM Viesturs Meijers zum überragenden Turniersieg.
Siegerfoto der A-Gruppe
Die sechs Erstplatzierten der A-Gruppe v.l.n.r.
- und Turniersieger GM Viesturs Meijers (Lettland/Nickelhütte Aue) 6,5/7 P
- Madhan Barath (Indien/Zugzwang Berlin) 6,0/7 P
- Philipp Humburg (Kasseler SK) 5,5/7 P
- Markus Boos (SF Vonkeln) 5,5/7 P
- FM Jobst Rüberg (SV Ahlen) 5,5/7 P
- Tom George (SG Stadtilm) 5,0/7 P
Starke Jugendspieler
In der A-Gruppe blieben vier Spieler ohne Niederlage. Von den beiden Titelträgern Viesturs Meijers und Jobst Rüberg war das zu erwarten.
Ruben Lutz
in seinem Dresdener Bundesliga-Verein hat er sehr gute Trainer.
Florian Lesny
Dass aber diese beiden sehr jungen Burschen Ruben Lutz (USV TU Dresden), und Florian Lesny (SK Niederbrechen) ebenfalls in sieben Runden der A-Gruppe unbesiegt blieben, kam doch sehr überraschend. Aber ihr gezeigtes Können ergibt schachsportlich ganz sicher beste Zukunftsperspektiven für Beide.
Potjomkin lässt grüßen....
Was haben diese beiden Spitzenleute mit Potjomkin zu tun ?
6. Runde – vorentscheidendes Duell der beiden ELO-stärksten Akteure. Der Kiebitz kam zu spät für ein Foto. GM Viesturs Meijers und FM Makan Rafiee hatten sich bereits zum Remis geeinigt. Zum Glück hielt die Historie Zarin Katharina II und General Potjomkin mit den bekannten „Potjomkin'schen Dörfern“ bereit. Auf die Bitte, sich nachträglich für ein Foto noch einmal ans Brett zu setzen, nahmen Beide schmunzelnd Platz - „kein Problem“, meinte Viesturs Meijers.
Welche anderen SpielerInnen durften sich während der sieben Runden auch Hoffnung auf einen vorderen Platz in der A-Gruppe machen ?
Es war wie bei allen anderen Turnieren auch – manche Brettkämpfer rutschten mit zwischenzeitlichen Punktgewinnen von hinten nach vorn, anderen erging es genau umgekehrt. Sie konnten sich kurzfristig auf der Bühne in den bequemen Sesseln freuen, landeten aber fast umgehend wieder von vorn nach hinten. Zahlenmäßig war das eine sehr große Gruppe, einige werden kurz vorgestellt.
Ding Linlin, beste Spielerin der chinesischen Gruppe
Ding Linlin begann furios mit zwei Erfolgen in Runde 1 und 2. Man fühlte sich erinnert an die starke chinesische Schachfrau IM Yu Ting , die im Vorjahr den 4. Platz in der A-Gruppe erkämpfte, punktgleich mit dem Zweitplazierten. An diesen Erfolg konnte Ding Linlin nicht anknüpfen, denn in Runde 3 verlor sie gg. den jungen Inder Madhan Barath, und in Runde 4 konnte sie wegen einer Erkrankung nicht antreten. Am Ende wurden es 4,0/7 P, das bedeutete Platz 33. Da war Pech im Spiel, das Ergebnis spiegelte ihr Können in keiner Weise wieder.
Hier einige weitere Beispiele „verhinderter Preisgeldgewinner“, die während einer Runde auf der Bühne spielten, nach Punktverlusten aber fast immer wieder die Bühne wieder verlassen mussten. Auch Vellmar's Manfred Heinelt war dabei, aber er musste gg. den späteren Zweiten Madhan Barath kämpfen, der war einfach zu stark.
Thomas Reichenbächer (SVG Koblenz) - Jacob Bjerre Jensen (Aarhus, Dänemark)
Peter Dächert (SC Gelnhausen) - Henrik Bollmann (SC Bad Nauheim)
Ardjan Langedijk (Eenhorn Niederl.) - Ingram Braun (ESV Göttingen)
Hannes Meyner (Kasseler SK) - André Wiege (Hildesheimer SV)
Der Schabbat macht's möglich, Glaube versetzt Berge - oder :
Wir sind auf dem besten Weg zur Vollbeschäftigung !
Um dieses Ereignis herum könnte man einen extra dicken Beitrag schreiben, das muss man einmal im Leben gesehen haben (um dann vor der Frommershäuser Mehrzweckhalle, mit einem Schachspiel unter'm Arm, zu sterben). Jörg- Stephan Carl hatte es in einem seiner aktuellen Turnier-Beiträge schon ausführlich beschrieben.
In der „Orthodoxen jüdischen Glaubensgemeinschaft“ gibt es streng geregelte Vorschriften, an die sich jeder zu halten hat, der diesem Glauben angehört. Eine dieser Regularien besagt, dass man am Samstag, dem heiligen Schabbat, keine körperliche Maschinenarbeit verrichten darf. Was körperliche Arbeit ist, unterliegt einer sehr weit gespannten Auslegung. Wer das im Detail genau festlegt, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. In diesem Fall darf z.B. an einem Samstag, dem Schabbat, ein Turnier-Schachspieler weder eigenhändig Züge notieren noch eine Digital-Uhr drücken, weil....das ist körperliche Maschinenarbeit (der Leser möge bitte ernst bleiben).
Avigdor Bergauz aus München ist ein orthodoxer Jude, er spielte im A-Turnier mit und hielt sich streng an seine Glaubensvorschriften. Das bedeutete nicht anderes: Während seiner Samstags-Schabbat-Partie musste eine andere Person seine körperlichen Tätigkeiten übernehmen. Freundliche Helfer des SK Vellmar sprangen ein.
„Schicht im Schacht“ - Alex übernahm die erste Schicht...
... der Arbeit mit Notation und Uhrendrücken für Schachfreund Avigdor Bergauz.....
….danach war Volker dran.
Volker macht ein grimmiges Gesicht. Ist alles nicht so ganz koscher. Vermutlich gingen ihm Gedanken durch den Kopf wie anderen Turnier-TeilnehmerInnen auch. Wie gelingt es dem gläubigen Mensch Avigdor Bergauz, den maschinen- und arbeitsfreien Schabbat-Samstag im Alltag zu bewältigen ? Das muss brutal schwer sein. Da braucht man nur an harmlose Beispiele zu denken – wenn er sein Frühstücksbrot toasten, oder die Toilettenspülung betätigen will – lässt er dann den Hausmeister oder die Feuerwehr kommen ? Topfdeckel-Abheben zum Mittagessen ist ein kritischer Grenzbereich. Mit mathematisch-/physikalisch-/ergonomischen Energieverbrauchsberechnungen lässt sich eindeutig nachweisen, dass solcherart Tätigkeiten, arbeitstechnisch gesehen, schwerer zu bewältigen sind, als mit einer Kugelschreiber-Maschine Schachzüge zu notieren. Da wäre Mathe-Experte Philipp Humburg dringend gebraucht worden. Fortbewegen mit Auto oder Fahrrad wäre sowieso völlig passe', usw. usw. Ach, es soll genug sein damit.
Mit gutem Willen aber kann man der Sache durchaus eine positive Seite abgewinnen. Wenn solcherart freundliche Aushilfsarbeiten zukünftig zahlreicher in Deutschland zu vermitteln wären, braucht uns nicht mehr bange zu sein – dann sind wir auf einem sehr guten Weg in Richtung Vollbeschäftigung !
Doppelte Arbeitsentlastung für den Kiebitz
Einer war von Olly Koeller vorher angekündigt :
Erik Kothe, Landeck-Schenklengsfeld
Erik Kothe spielte nicht nur selbst im A-Turnier mit, sondern er ist als Mitglied eines Organisationsteams für Schachturniere (gemeinsam mit Olly Koeller, Helmut Schumacher und zahlreichen weiteren Aktiven) u.a. zuständig für Video- und Foto-Dokumentation. Er „schoss“ VST-Schach-Fotos mit anderer Motivwahl, das ergänzte sich hervorragend mit den üblichen Turnierbildern.
Jörg-Stephan Carl, als Kiebitz hinter den beiden Spielern im Vordergrund
Jörg-Stephan Carl ist gelernter Journalist, Mitglied des SK Vellmar, und schrieb mehrere topp-aktuelle Rundenberichte über das VST-Turnier. Sein geschliffener und humorvoller Schreibstil machte das Lesen seiner Zeilen zum Genuss. Den Unterschied zu 08/15 spürte man sehr deutlich, das ist einfach professionelle Arbeit. Man wünschte sich, dass er öfter Zeit für solche Dinge hätte.
Schwarz-Weiß-Intermezzo....damit es nicht zu bunt wird
-A- Thomas Retzlaff - Volker Bub
-A- Helene Flach
-B- Wilfried Rother - Norbert Niemeyer
Der Turniersaal
-B- Vanessa Krauße
-B- Steen Jacobsen, Dänemark - Lars-Quentin Mastmeyer
Das B-Turnier 111 TeilnehmerInnen
Diese Schnapszahl muss man sich erst einmal „reinziehen“ - in Wort und Bild 111 ! Viele bekannte Gesichter aus den Vorjahren, aber auch mindestens ebenso viele Erst-Teilnehmer. Es fehlten diesmal zahlreiche B-Turnier-Gewinner der vergangenen VST, das war die Chance für die spielstarken Neulinge, die wussten das zu nutzen, wie wir anschließend gleich sehen werden. Aber es müssen auch nicht unbedingt immer die gleichen Sieger siegen. Es waren dann auch die (fast) ELO-stärksten „Neulinge“, die die Akzente setzen. Nahezu von Beginn an bestimmte nur etwa eine handvoll Akteure das Punkte-Tempo, die sich auch bis zum Turnierende von der Konkurrenz nicht aufhalten ließen.
Blick auf die Doppelreihe des B-Turnieres im linken Hallenbereich
Viele Teilnehmer hatten sich aufgrund ihrer ELO-Zahl vielleicht Chancen ausgerech-
net, vorn dabei zu sein. Aber das ließ sich gg. die wenigen Topp-Leute nicht realisieren. Wie spannend sich das Geschehen in der B-Gruppe abspielte, zeigte die Endplatzierung: Eine geballte, starke Gruppe von vierzehn Spielern, alle mit 5,0/7 Punkten lag unmittelbar hinter der Spitzengruppe und hatte auf Ausrutscher der Führenden gelauert. Vorn aber gaben sich die Spitzenspieler keine Blöße, sondern spielten das Turnier souverän zu Ende. Es wechselte nach den verschiedenen Runden zwar einige Male die Führung, aber die Punktabstände blieben knapp. Vom Feld absetzen – das gelang keinem der Spitzenleute. So fielen die Entscheidungen auch erst in den beiden letzten Runden an den Brettern eins, zwei und drei.
6. Runde – die Vorentscheidungen
An den ersten vier Brettern wurde nur ein Mal der Punkt geteilt, drei Mal gewann Schwarz.
Brett 5: Robert Bethke - Wolfgang Kies 1:0
Brett 4: Tobias Kühner - Fiorino Calci 0:1
Brett 3: Frank Liebert - Karlheinz Kotitschke 0:1
Brett 2: Viktor Hilgert - Daniel Cotenescu 0:1 ( im Hintergrund )
Brett 1: Marco Sommer - Bernhard Webers 1/2
Damit hatte sich das Rennen um die Spitzenplätze in der 7. und letzten Runde auf drei Bretter reduziert. Wolfgang Kies, Tobias Kühner, Frank Liebert, und Viktor Hilgert fielen aufgrund der Niederlagen zurück.
7. Runde: Jetzt ging es um's Ganze !
Nur eine Partie wurde entschieden, zwei Mal kam es zum Remis.
Brett 3: Fiorino Calci - Robert Bethke 1/2
Brett 2: Daniel Cotenescu - Marco Sommer 0:1
Brett 1: Bernhard Webers - Karlheinz Kotitschke 1/2
Während sich am Spitzenbrett die Kontrahenten friedlich einigten, gelang es Marco
Sommer mit seinem vollen Punkt zum führenden Bernhard Webers (6,0/7 P), nicht nur aufzuschließen, sondern mit seiner besseren Feinwertung sogar an ihm vorbeizuziehen.
Marco Sommer sicherte sich mit ebenfalls 6,0/7 P den ersten Platz und den Turniersieg der B-Gruppe ! Gratulation nach Hildesheim !
Punktgleich wurde Bernhard Webers Zweiter, vor Karlheinz Kotitschke, dritter Platz mit 5,5/7 P , vor 4. Fiorino Calci , und 5. Robert Bethke, beide ebenfalls 5,5/7 P.
Siegerehrung der B-Gruppe
v.r.n.l. Marco Sommer (1.), Bernhard Webers (2.), Karlheinz Kotitschke (3.)
Fiorino Calci (4.)
Bei der Endplatzierung der B-Gruppe gab eine kleine Unstimmigkeit: Auf dem Foto ist Fiorino Calci als Vierter zu sehen (er wurde damit bester Teilnehmer der insgesamt acht Mitspieler des Gastgebervereins SK Vellmar !). In der Ergebnistabelle wurde aber Robert Bethke als vierter Sieger geführt. Das wurde anschließend sicher noch geklärt.
Hier werden ein paar „Hingucker“ gezeigt.....
Das teilnehmende Zwillingspaar Patricia und Felicitas Maar (Fuldatal, beide in der B-Gruppe spielend) hatte sich eine anmutig stimmungsvolle Geste am Brett einfallen lassen. Das sind Ideen, auf die nur Frauen und Mädchen kommen....
Patricia und Felicitas Maar
Jeweils ein kleines Tee-Licht und eine große Sonnenblume standen auf beiden Tischen als sehr schöne Dekoration ! Ganz klar „Hingucker“ Nummer 1.....
Die Plätze waren eigentlich ständig besetzt....
In der Turnierhalle und im Aufenthaltsraum konnte man exquisit die sechs Spitzenpartien verfolgen. Davon wurde, wie hier im Aufenthaltsraum, fleissig Gebrauch gemacht. Und natürlich auch, wie bei Kiebitzen zwangsläufig, ausgiebig diskutiert.... also „Hingucker“ Nummer 2....
Yvonne Mao, SK Gernsheim
Bei den VST gab es bisher keine Miss-Wahlen, und wird es auch in Zukunft nicht geben. Klar, hier wird Schach gespielt und abseits auch sehr viel gelabert (ist doch das Schöne am Schach, nach dem stundenlangen Stillsein....)
Aber wenn.... .Yvonne Mao wäre ganz sicher eine favorisierte Kandidatin, oder ?
Da hätten wir „Hingucker Nummer 3....
Das C-Turnier 44 TeilnehmerInnen
Teilbereich der C-Gruppe
Aber.... wie Vater Siebert und Sohn Bert sich fast sicher waren:
Auch hier eine mächtige Steigerung der Zahlen um das Doppelte gegenüber den bisherigen VST-Turnieren ! Ein Blick auf die Teilnehmerliste zeigte – das war diesmal kein Sturm zwischen Indien und China, sondern zwischen Schachfamilie Müller aus Kitzscher mit sage und schreibe fünf BrettkämpferInnen.... und der chinesischen Jugendgruppe aus Tin Jian, die mit sechs jungen Burschen sogar noch eine Schippe drauflegte ! Aber.... wie sich am Ende zeigte sollte, „macht nicht unbedingt immer die Menge das Kraut fett !“ Zwei Spieler aus der jungen Chinesen-Gruppe hielten zwar bis zur vorletzten Runde im vorderen Bereich noch ganz gut mit, aber im Schlussspurt ging ihnen dann die Luft aus. Da trumpften neben einem jungen Lohfeldener Spieler, Patrick Nehren, besonders zwei kampfstarke Mädchen auf ! Die Eine aus Kitzscher, Charlotte Müller (wie hätte es anders sein sollen), die Andere aus Stadtilm, Pauline Schmidt ! Und auch noch ein sehr junger „Jung-Spund“ aus Göttingen mischte kräftig vorn mit, ein Mitglied der Schachfamilie Sieber, Bert Sieber. Zwei Mädels davon wurden bei diesen 8. VST sehr vermisst: Fiona und Cassandra, die Schwestern von Bert, Dauer-Gäste bei den VST, die leider anderen Verpflichtungen nachkommen mussten. Aber....wie Vater Sieber und Bert sich fast sicher waren :
Bert profitierte vom Können seiner Schwester Fiona ungemein, kein Wunder sie ist mit 16 Jahren schon WFM. Bert ist, auch mit dem erlernten Wissen seiner Schwester, am Brett schon sowas von giftig.....er holte sich ganz locker den 4. Platz mit 5,5/7 P !
Bert Sieber
Charlotte Müller
Sie spielt nicht nur sehr gut Schach, sie ist auch großer BVB-Fan und verriet im Gespräch enormes Insider-Wissen über die Borussia, die Bundesliga, und besonders über ihren Schwarm Mario Götze
China unter sich
Chinas Kainan Song und Jiayu Zhao nahmen sich hier gegenseitig den Punkt ab - oder war das Remis schon sicher ?
Marco Weltecke (Caissa Kassel) - Guan Runpei (China)
Pauline Schmidt, Stadtilm
Sie holte sich mit 5,5/7 P und besserer Feinwertung Platz 3 vor Bert Sieber. Pauline schlägt auch schon eine messerscharfe Klinge. Wenn sie bei kommenden VST-Turnieren dabei sein sollte und mehr Erfahrung hat, wird sie wohl noch weiter vorn landen !
7. Runde : Patrick Nehren, FSK Lohfelden - Charlotte Müller, TSV Kitzscher
Es war die Spitzenbegegnung des C-Turniers ! Patrick führte mit einem vollen Punkt Vorsprung das Feld an, und das mit einer super Perfomance - 6,0/6 P ! Wer konnte ihm den Turniersieg noch streitig machen ? Charlotte einen ganzen Punkt dahinter, da ging wohl nichts mehr. Falsch gedacht, heutzutage haben die Mädels unheimlich Power drauf und sind nervenstark dazu ! Charlotte tütete Patrick ein, der wusste nicht, wie ihm geschah ! Aber trotzdem Pech für Charlotte, sie hatte bei gleicher Punktzahl, beide 6,0/7 P, die schlechtere Feinwertung und musste wie im Vorjahr mit dem 2. Platz vorlieb nehmen.
Patrick Nehren, FSK Lohfelden, Sieger der C-Gruppe 2016 mit 6,0/7 P.
Au Backe, das war gerade noch einmal gut gegangen für Patrick. Dennoch, er hatte sich den Erfolg mit der insgesamt besten Leistung klar verdient. Er knüpfte damit an den Erfolg seines Vereinskollegen Joachim Kaiser an, der 2009 Turniersieger der B-Gruppe wurde.
Gratulation nach Lohfelden, für Charlotte Müller wird es ganz sicher 2017 zum vollen Erfolg reichen !
Siegerehrung der C-Gruppe
SK Vellmar-Vorsitzender Frank Gundlach und Felix Kleinschmidt übernahmen die Siegerehrung bei der C-Gruppe, die am Abschlusstag bereits gg. 18.00 Uhr erfolgte. Ein gemeinsames Siegerfoto kam leider nicht zustande.
4. Platz : Bert Sieber, ESV Göttingen, 5,5/7 P
3. Platz: Pauline Schmidt, SG Stadtilm, 5,5/7 P
2. Platz : Charlotte Müller, TSV Kitzscher, 6,0/7 P
1. Platz und Sieger des C-Turniers, Patrick Nehren, FSK Lohfelden, 6,0/7 P
Wie die Sieger erhielten auch alle anderen TeilnehmerInnen des C-Turniers Erinnerungsplaketten.
Hier nochmals die vollständige Schachgruppe aus Tian Jin, China.
Es schien, dass die Schachgruppe aus dem Reich der Mitte einen guten Eindruck von den 8. VST mit nach Hause nahm. Frank Gundlach kommunizierte gekonnt und ausgiebig mit „English spoken“ mit den chinesichen Schachfreunden. Die chinesische Sprache werden Vellmars Klötzchenschieber allerdings kaum noch erlernen, das soll äußerst mühsam sein, haben wir uns sagen lassen.
Teilnehmer des SK Vellmar
Vom Gastgeberverein SK Vellmar nahmen insgesamt acht Akteure teil. Alle kämpften im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Wie bereits erwähnt, relativ bester Vellmar-Spieler wurde Fiorino Calci, der in der B-Gruppe den sehr guten 4. Platz erreichte.
A-Gruppe:
24. Manfred Heinelt 4,0/7
80. Eugen Knoth 3,0/7 P
96. Alexander Wehr 2,0/7 P
B-Gruppe:
4. Fiorino Calci 5,5/7 P
24. Henri Johannes Blaschke 4,5/7 P
37. Andy Wagner 4,0/7 P
51. Wilfried Rother 3,5/7 P
64. Alex Benedikt 3,5/7 P
93. Gero Mahr 2,5/7 P
Die 8. Vellmarer Schachtage waren beendet. Es war ein Fest, das sicher in guter Erinnerung bleiben wird. Allen TeilnehmerInnen und BegleiterInnen ein herzliches Dankeschön, verbunden mit dem Wunsch auf ein möglichst gesundes Wiedersehen in kommenden Zeiten !
Den allerletzten Schlusspunkt setzt das Mitarbeiter-Team des SK Vellmar.
(nicht vollständig: es fehlen auf dem Foto Manfred Raupach, Wilfried Höhmann, Gero Mahr, Eugen Knoth …. wer dennoch vergessen wurde – bitte das der fortgeschrittenen Demenz des Kiebitz zuzuschreiben.)
Ohne das sagenhafte Engagement aller beteiligten HelferInnen wäre ein solch schönes Schachfest nicht möglich. Als Dank für den tagelangen Einsatz trafen sich auf Kosten der Vereinskasse fast alle Helfer zum gemeinsamen Essen und Klön-Schnacken im Ahnepark-Cafe.